Über einen Begriff bin ich in den vergangenen Monaten mehrfach gestolpert: GLENDRANOSTRA. Da ich mir darauf keinen echten Reim machen konnte, begann ich, Nachforschungen anzustellen und fand zwei Gesprächspartner, die ein wenig aus dem Nähkästchen plauderten. Hier ein Zusammenschnitt von zwei Interviews, die separat geführt wurden. Danke an die Glendranostra und Andreas Ames für die Antworten.
Was kannst du mir im Vorfeld über die Glendranostra erzählen?
Die Glendranostra ist die „Whiskymafia“, die in Deutschland Whisky nachreift, sie ist eher ein lockerer Fan-Club, der kommunikativ über Facebook in Verbindung steht und Mitglieder aus dem ganzen Bundesgebiet und sogar der Schweiz hat. Entstanden sind sie aus einer Art Laune heraus. Namentlich zu erkennen, verbirgt sich unter anderem der Name Cosa Nostra in diesem Kunstnamen. Wobei unsere Fangemeinde in keiner Weise kriminellen Aktivitäten nachgehen tut, sondern wie bekannt, das Hobby Whisky inne hat. Von den Initiatoren wurden auch verschiedene Kleideraktionen gestartet, so dass wir meistens bei Veranstaltungen wie Messen oder Gruppentreffen gut zu erkennen sind. Unter uns kennen wir uns noch nicht alle persönlich, was aus den relativ großen Entfernungen zwischen den Mitgliedern resultiert. Die Glendranostra ist unsere „Famiglia“. Da unterstützen wir uns alle gegenseitig. Besorgen uns seltene Abfüllungen, treffen uns, sofern räumlich möglich. Und wir machen Nachreifungen in Deutschland, die grundsätzlich wirtschaftlich uninteressant sind.
Wenn ich das richtig mitbekommen habe, hattet ihr auch schon eigene Abfüllungen?
Ja, es sind schon mehrere besondere Abfüllungen gemacht worden, die auch mit besonderen Flaschen aufgelegt wurden. In der Regel sind es Abfüllungen in geringer Stückzahl, die oft schon von den Mitgliedern im Vorfeld aufgekauft wurden. Unter dem Label Premiumcask gab es zwei GlenDronach-Abfüllungen. Aktuell gab es dieses Jahr und anlässlich für die Whisky Spring in Schwetzingen auch eine Sonderabfüllung, welche man auch käuflich am Stand erwerben konnte. Diese nannte sich „Don of Schwetzingen“. Für das Label wurde der Schlosspark stilisiert und an ein Marionettenkreuz gehängt, welches von einer Hand gehalten wird.
Habt ihr das immer schon so gemacht?
Angefangen hat das Nachreifen damit, dass ich sehr viele Flaschen unseres ersten Fasses übrig hatte und neugierig war, wie eine weitere Sherryfassreifung mehr Tiefe zum Vorschein bringen könnte. Damals war die Facebook-Gruppe „Treffpunkt feiner Geister“ noch familiärer und das erste Premiumcaskfass ein Kind der Gruppe.
Ich kann mir vorstellen, dass man gute Fässer nicht einfach bei Google findet. Wie ist das abgelaufen?
Woher die Abfüllungen kommen, wird nicht immer von unseren „Paten“ bekanntgegeben. Von manchen ist der Whisky bekannt, unter anderem haben wir zur Zeit der Schwetzinger Messe und in nur kleiner Menge (20cl) einen Tullibardine New Make bekommen können. Bis jetzt wurden immer von einem Flaschenzulieferer schwarze Tonflaschen hinzugezogen, welches durch ein selbstentworfenes Label eines Gruppenmitgliedes bedruckt wurde.
Wie erfahren die Leute von einer neuen Abfüllung?
Es gab einen Labelwettbewerb, den mein Freund und Geschäftspartner Thorsten Niesner präsentierte. Er ist unser Frontmann, der „Pate“ im Vordergrund. Das Design der „Sherrybomb“ stammt also auch aus dieser Gruppe. Wenn bekannt wird, das es wieder zu einer Sonderabfüllung kommen wird, wird eine Bekanntgabe gemacht, wer will kann sich dann eine oder mehrere Flaschen sichern, bleiben Flaschen übrig gehen sie in den offenen Verkauf.
Glendranostra vs. Glendronach, gibt es da einen Zusammenhang?
Hier muss an dieser Stelle ganz klar festgehalten werden, das die Glendranostra rein gar nichts mit der Destille Glendronach zu tun hat und dies wird auch knallhart vertreten.
Wieviele Leute sind im Club dabei und wieviele Flaschen sind im Umlauf?
Aktuell sind wir 99 Mitglieder. Die geringe Zahl fusst darauf, das man uns nicht so einfach im Netz (Facebook) findet, hierzu wird man eingeladen, was einer kleinen Ehre gleich kommt. Ähnliches passiert auch bei meinem Whiskyverein, wer sich per Formular bewirbt, wird erst durch Vorstandsbeschluss aufgenommen. Zum ersten großen Gruppentreffen der „Feinen Feister“ hatte ich dann ein 40l PX-Fass dabei, gefüllt mit stark getorftem Islay-Whisky. Der „Don of the Isles“. Wie alle Glendranostra-Abfüllungen in Deutschland nachgereift, also kein Scotch und kein schottisches Produkt. Wir weisen inzwischen bei jeder Möglichkeit darauf hin. Diese Flaschen werden fast ausschließlich an Freunde und Familienmitglieder verkauft und jeder weiß, dass er kein schottisches Produkt kauft.
Haben Glendranostra-Mitglieder die Chance, im Vorfeld bestimmte Fässer zu testen, bevor für die Abfüllungen etwas auswählt?
Die Mitglieder dieser Gruppe sind hierzu nicht stimmberechtigt und haben keinen Einfluss darauf, was die Urheber kaufen. Die Fan-Gruppe oder eigentlich jede einzelne Person unterstützt lediglich die Sache Glendranostra, wie es nach eigenem Ermessen möglich ist. Nicht jeder nimmt spontan die Abfüllungen und nicht jeder beteiligt sich an Kleideraktionen.
Volkmar Weber