Über: Die kleine Scapa Brennerei auf den Orkney-Inseln steht natürlich im Schatten von Highland Park, die sich zudem offiziell als nördlichste Destillerie Schottlands bezeichnen darf. Von über einer Million Liter destillierten Alkohols pro Jahr sollte man sich nicht täuschen lassen: das meiste davon geht direkt zu Ballantine’s, die es für ihren bekannten Blended Whisky verwenden. Nur ein Bruchteil der eigenen Produktion landet in Flaschen mit dem Scapa-Etikett. Der Whisky zählt somit zu weniger populären Abfüllung und den meisten dürfte beim Namen Scapa zuerst der berühmte Scapa Flow einfallen, wo die deutsche Kriegsmarine am Ende des ersten Weltkriegs versenkt wurde. Trotz, oder gerade wegen dieser Umstände, ist Scapa eine Destillerie, die unter Kennern einen guten Ruf genießt. Der nun hier vorstellte 16 jährige ist die aktuell einzige Abfüllung, die Scapa in die Läden stellt. Da die Brennerei erst nach dem Umbau 2004 regelmäßig produziert, ist davon auszugehen, dass ab 2016 die Produktpalette erweitert wird. Im Gespräch sind ein 12jähriger sowie auch ein 18jähriger, der noch das der alten Produktion stammt, wo Scapa nur ein paar Wochen pro Jahr Alkohol destillierte, ansonsten aber geschlossen war. Update: Mittlerweile ist durchgesickert, dass dieser 16jährige definitiv auslaufen wird, Fans wissen, was zu tun ist.
Scapa
Gründung: 1885
Abfüllungen pro Jahr: 1.100.000 Liter
Scapa, St Ola, Kirkwall, Orkney KW151SE
www.scapamalt.com
Highlands (Orkney Inseln)
Augen und Nase: Goldig schimmernd gleitet der Scapa ins Glas. Begleitet von einem frischen, leicht fruchtigen Geruch, der ein Mix aus Honig, Blütenduft und leichten Zimtnuancen ist. Kein schwerer, würziger Berghonig, eher Akazie, umspielt von leichtem Gräserduft und einer frischen Meeresbrise. Nicht aufdringlich, sondern elegant. Der Alkohol ist sehr schön eingebunden und ist überhaupt nicht stechend, die 16 Jahre Lagerung haben dem Whisky gut getan.
Mund: Ganz so leicht und elegant wie er riecht, schmeckt der Scapa 16 nicht. Aber er bleibt ein Leisetreter, der eher von hinten durch die Brust ins Auge sticht. Antritt durchaus kräftig, auch sofort deutliches Eichenaroma (Scapa verwendet zur Reifung ausschließlich ex-Bourbon-Fässer). Die Süße der Holzkaramelle ist zwar nicht so voll und umfassend, wie man es von Sherry-Faß-Lagerungen gewohnt ist, aber die Süße drückt auch nicht so massiv andere Aromen in den Hintergrund. Nach dem kräftigen Antritt wird es nämlich sehr schnell harmonisch und weich auf der Zunge und gerade, wenn man den Scapa einige Sekunden länger liegenlässt, gibt es sehr komplexe Wechselwirkungen. Etwas Zitrusfrucht, etwas Apfel mit einer Nuance Kräutergewürz und Salz.
Abgang und Fazit: Der Scapa geht so distinguiert, wie sein Gesamtauftritt es vermuten lässt. Das Gefühl von Frische, leichter Eichenspuren, einem Hauch Minze und zarter Süße verbleibt im Mund. Er ist kein Raubein, sondern ein eleganter Herr, der den Attributen, die man mit den sturmumtosten Orkney-Inseln verbindet, nicht gerecht wird. Aber seine Stärke ist die zarte Balance und herausragende Komplexität. Wo andere Whiskys richtig hart zuhauen, viel Eiche, viel Sherrylast, viel Rauch, übt sich der Scapa 16 in Understatement. Man kennt das Gefühl, wenn ein Essen zu wenig Salz hat. Im ersten Moment möchte man nachwürzen, um die gewohnte Intensität zu erreichen. Tut man es nicht, eröffnen sich neue Geschmacksoptionen. Ein kräftiges Gewürz wie Salz deckt vieles der zarten Aromen zu, die ursprünglich enthalten waren. Ähnlich verhält es sich hier. Kein Aroma des Scapa ist wirklich intensiv. Da sich aber alle Aromen dezent zurückhalten und niemand brachial nach vorn drängt, wird dieser Whisky so außergewöhnlich. Bei einem Whisky-Tasting würde ich ihn als einer der ersten, wenn nicht sogar, als den Ersten empfehlen. Die Zunge darf noch nicht von einer Aromenfracht betäubt sein. Vielleicht schafft es die Brennerei, in Zukunft noch eine Faßstärke-Abfüllung oder zumindest eine 46%-Version auf den Markt zu bringen.
In einem Satz: Ein eleganter, leichter Single-Malt mit einem zarten Aromen-Bukett, betörendem Duft und ausgewogener Komplexität.
Fakten: 40%, enthält Farbstoff, kühlgefiltert